Die Gestaltungspsychologie hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Erkenntnisse aus Untersuchungen mit dem Menschen herausgefunden. Diese Untersuchungen richten sich nach der empirischen Erforschung der Wahrnehmung. Hierbei wurde klar, dass der Mensch seine Umwelt in Formen wahrnimmt. Nur dadurch kann die Komplexität der Sinneswahrnehmung aufgelöst und bewertet werden.
Der Grundstein der Sinneswahrnehmung des Menschen ist die Figur-Grund-Beziehung. Der Betrachter zerlegt sein Wahrnehmungsfeld in Figur und Hintergrund.
Daraufhin wurden verschiedene Gestaltungsgesetze ausgedrückt. Diese beschreiben die Wahrnehmung und ihre Beziehungen zueinander.
Gesetz von der einfachen Gestalt
Das Gesetz von der einfachen Gestalt wird auch Gesetz von der einfachen Form genannt. Es ist das Grundgesetz der menschlichen Wahrnehmung. Hierbei werden einfache geometrische Formen wie z.B. Kreise, Quadrate, Rechtecke oder Dreiecke, wahrgenommen. Diese einfache Wahrnehmung ist im Menschen durch die Evolution geschaffen. Sogar Kinder können schon in frühen Jahren einfache Formen unterscheiden.
Gesetz der Nähe
Bei diesem Gesetz werden Elemente, welche nahe beieinander liegen automatisch vom Betrachter als Gruppe wahrgenommen. Die Grenze der Gruppe ist da, wo die Abstände am größten sind. In der Praxis benutzt man dieses Gesetz vor allem bei der Gliederung und Strukturierung eines Formats. Beispielsweise werden verschiedene Menüpunkte einer Kategorie auf einer Website in ein eigenes Menü zusammengefasst (bei einem Onlineshop für Klamotten besitzt der Menüpunkt Frauen die Unterpunkte Kleider, Hosen usw.). Oder aber werden Bilder und Texte, welche zusammengehören, näher beieinander positioniert als Elemente mit unterschiedlichen Inhalten.
Gesetz der Gleichheit
Beim Gesetz der Gleichheit oder Ähnlichkeit nimmt der Betrachter Elemente mit gemeinsamen Unterscheidungsmerkmalen zur Umgebung als zusammengehörig wahr. Umso mehr Merkmale es gibt, umso stärker ist die Gruppenbildung. In Grenzbereichen überwiegt das Gesetz der Gleichheit dem der Nähe.
Gesetz der Geschlossenheit
Hier wird z. B. ein Rahmen als Einheit wahrgenommen. Rahmen grenzen das menschliche Wahrnehmungsfeld ein, sodass Elemente als zusammengehörig wahrgenommen werden.
Gesetz der Erfahrung
Wahrnehmen bedeutet Wiedererkennen. Bei dem Gesetz der Erfahrung werden bekannte Formen, Zeichen und Körper nach starker Veränderung noch immer vom Betrachter erkannt. Als Mediengestalter kann man diese Erfahrung des Betrachters nutzen. Beispielsweise steht ein stilisiertes Briefkuvert für einen Maillink, ein Icon mit einem „i“ bedeutet Information und ein Icon, welches ein Haus darstellt, führt zurück zur Startseite. Allerdings kann man mit dieser Erfahrung der Betrachter auch eine Aufregung hervorrufen: Sobald man bei der Gestaltung von der Regel abweicht, regt man die Aufmerksamkeit seiner Betrachter an. Dadurch sieht dieser sogar etwas genauer hin.
Gesetz der Konstanz
Objekte werden vom Betrachter in ihrer Größe, Form und Farbe immer in ihrem Umfeld wahrgenommen. Je nach Bewertung können sich die wahrgenommenen und gesehenen Elemente unterscheiden. Konstant nennt man solche Wahrnehmung von Elementen, welche unterschiedlich gesehen, aber gleich bewertet werden.
Auf den einzelnen Seiten einer Website muss in der Gestaltung von Navigationselementen sichergestellt sein, dass die Nutzer ein konstantes Design erleben. Es ist ärgerlich sobald ein Link auf einer Website eingebaut ist, dieser aber immer an einer anderen Stelle auftaucht, immer anders aussieht oder gar nicht als Link erkannt wird.
Gesetz der Figur-Grund-Trennung
Wahrnehmung ist nur möglich, wenn das Wahrnehmungsfeld in unterschiedliche Bereiche gegliedert ist. Im Vordergrund muss sich das Element der Wahrnehmung vom Umfeld unterscheiden, damit es der Betrachter wahrnehmen kann. Diese Aufteilung nennt man Figur-Grund-Trennung oder Segmentierung.
Durch Konturen, Kontraste, Texturen, Bewegungen und Farben entsteht die notwendige Inhomogenität unserer visuellen Wahrnehmung. Das heißt kein langweiliges Ton-in-Ton, sondern eine klar strukturierte Gestaltung der Seite. Die wesentlichen Inhalte heben sich vom Hintergrund ab und sind eindeutig erkennbar. Dies bedeutet somit aber, dass auch Weißraum entsteht.
Niklas
9. September 2022 um 09:58
Danke für die Vorstellung der sieben grundlegendsten Gestaltungsgesetze. Sie sind wirklich sehr wertvoll. Das Thema “Gestaltungsgesetze“ interessiert mich und ich habe diesen Artikel sehr gerne gelesen. Ich wünsche https://blog.picapoint.de/ weiterhin viel Erfolg.